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Warum Hochsensible (scheinbar) öfter gestresst sind

Aktualisiert: 25. Okt.

Die unsichtbare Last der Reizüberflutung für HSP und Introvertierte – und wie Sie sofort gegensteuern.


Blogartikel: Warum Hochsensible scheinbar öfter gestresst sind - Wortfeger Atelier
Der Weg aus der Reizüberflutung in die Stille ist für hochsensible Menschen überlebensnotwendig.

Fühlt es sich für Sie manchmal so an, als würden Sie die Welt auf voller Lautstärke erleben, während andere nur leise Musik hören? Wenn Sie hochsensibel (HSP) sind, kennen Sie dieses Gefühl wahrscheinlich. Der Alltag, der für andere normal ist, kann für Sie schnell zur Zerreißprobe werden. Scheinbar kleine Dinge lassen den Stresspegel rasant ansteigen, und Sie fragen sich, warum Sie so oft am Limit sind. In diesem Artikel beleuchte ich die biologischen und psychologischen Gründe, warum Hochsensible (HSP) – also Menschen mit einer Highly Sensitive Person-Eigenschaft – oft einen höheren Stresspegel erleben und wie Sie lernen können, die Stressturbulenz zu meistern.



Ist Hochsensibilität eine Behinderung oder Krankheit?


Für diejenigen, die noch nie oder nur wenig über Hochsensibilität wissen, eine kurze Erklärung:

Nein, Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine neurologische Struktur, die auf einem Spektrum schwach bis stark vom Durchschnitt abweicht. Diese Abweichung von der Norm bei neurodivergenten Menschen ist nicht als »schlecht« oder »gut« zu bewerten. Sie ist einfach »anders«, also neurodivers.

Das Gehirn von Personen mit HSP funktioniert anders als jenes von neurotypischen. Deshalb agieren und reagieren sie anders auf ihr Umfeld und ihre Umgebung, als neuronormale Personen es erleben. Ihre Wahrnehmung und ihr Erleben unterscheiden sich vom »gesellschaftlich Normalen«. In der Fachsprache heißt dies »Neurodiversität« oder »Neurodivergenz«.


 

Die Lupe auf soziale Interaktion: Wenn Nähe ermüdet


Soziale Interaktionen, ob im Büro, auf einer Party oder beim Familientreffen, sind für viele HSP eine wahre Informationsflut. Ihr hochsensibles Nervensystem verarbeitet nicht nur die gesprochenen Worte, sondern auch die gesamte nonverbale Kommunikation, die Stimmungen der Anwesenden, die Geräuschkulisse und die Lichtverhältnisse – alles gleichzeitig, und das in einer viel tieferen Intensität.


  • Tiefe Verarbeitung: Ihr Gehirn verarbeitet Reize nicht nur schneller, sondern auch gründlicher. Es entstehen mehr Verknüpfungen, mehr Gedanken, mehr Emotionen.

  • Empathie als Belastung: HSP besitzen oft eine ausgeprägte Empathie. Sie spüren die Gefühle anderer gewissermaßen mit. Das ist eine wunderbare Gabe, bedeutet aber, dass sie unbewusst auch den emotionalen Stress ihres Gegenübers aufnehmen und verarbeiten müssen.

  • Das Ergebnis: Was als nettes Beisammensein beginnt, endet für HSP oft als mentale Erschöpfung, da die Batterie durch die intensive Reizverarbeitung schneller leer ist.

  • Fazit: HSP-Menschen sind also keineswegs weniger belastbar, sie nehmen tatsächlich neurologisch mehr auf und sind deshalb schneller »voll« und ausgelastet.

 


 Wenn Introversion die Auswirkungen verstärkt


Viele Hochsensible sind zusätzlich auch introvertiert. Diese Kombination ist oft eine Brandbeschleunigerin für Stress. Während die Hochsensibilität die Reize intensiv aufnimmt, benötigt die Introversion Zeit und Ruhe, um diese Reize zu verarbeiten und sich davon zu erholen.


  • Der innere Akku: Introvertierte schöpfen Energie aus der Ruhe und dem Alleinsein. Sie verlieren Energie im sozialen Austausch.

  • Der Teufelskreis: Die intensive Reizaufnahme (Hochsensibilität) führt schnell zur Überreizung. Um diese zu verarbeiten und den Energieverlust auszugleichen, wird die Rückzugszeit (Introversion) dringend benötigt. Wird dieser Rückzug nicht gewährt oder unterbrochen, stauen sich die Reize an.

  • Die Folge: Ohne ausreichend Allein-Zeit wird die Überlastung chronisch, die Toleranzschwelle sinkt rapide, und der Stresspegel bleibt konstant hoch.

 


Das innere Chaos: Warum HSP oft einen höheren Cortisolspiegel haben


Dieser konstante Zustand der latenten Überreizung und Erschöpfung hat eine ganz reale, körperliche Ursache: Cortisol, das wichtigste Stresshormon.

Forschung legt nahe, dass das Nervensystem von HSP generell reaktiver auf Reize reagiert. Was für Nicht-HSP nur ein leichtes Rauschen ist, kann bei Ihnen eine deutliche Stressreaktion auslösen. Das bedeutet:

  • Ihr Körper schüttet in potenziell als stressig empfundenen Situationen (z. B. Lärm, Zeitdruck, Konflikte) schneller und in größerer Menge Cortisol aus.

  • Da die Reize tiefer und länger verarbeitet werden, bleibt der Cortisolspiegel unter Umständen länger erhöht als bei anderen.

  • Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel macht müde, mindert die Konzentrationsfähigkeit, schwächt das Immunsystem und sorgt für ein Gefühl der ständigen Anspannung – die physische Manifestation Ihres Stresses.

  • Reizüberflutung, ohne erkennbare Fluchtmöglichkeit, kann bei Hochsensiblen auch körperliche Schmerzen (Kopfschmerzen!) auslösen. Der psychische Schmerz zeigt sich in einem Overload. Betroffene reagieren panikartig mit Flucht, Starre oder Angriff. Langfristig führt ein zu hoher Stresspegel zu Burn-out und/oder posttraumatischem Belastungssyndrom. Mehr dazu aber ein anderes Mal in einem neuen Blogartikel, versprochen.

 


💡 Schnelle Erste-Hilfe: Raus aus der Überreizung


Die gute Nachricht: Sie können lernen, Ihr Cortisolniveau aktiv zu senken und schneller aus der Überreizung zu finden.


  1. Die 10-Minuten-Regel: Sobald Sie sich überreizt fühlen (Kopfschmerzen, Gereiztheit, Tunnelblick), nehmen Sie sich sofort 10 Minuten Auszeit. Gehen Sie an die frische Luft, schließen Sie die Augen, oder ziehen Sie sich in einen stillen Raum zurück. Verlassen Sie das Stressfeld.

  2. Die Körper-Verbindung: Aktivieren Sie bewusst Ihren Parasympathikus (den »Ruhe-Nerv«). Das geht am besten durch tiefes, achtsames Ausatmen. Zählen Sie beim Ausatmen bis sechs, beim Einatmen bis vier. Das signalisiert Ihrem Gehirn: keine Gefahr.

  3. Die Reiz-Reduktion: Schalten Sie im Rückzugsraum alle zusätzlichen Reize aus: Handy lautlos, kein grelles Licht, keine Musik. Gönnen Sie Ihrem Nervensystem zumindest für eine kurze Zeit eine »sensorische Diät«.

  4. Kaltes Wasser als Schock: Wenn die Überforderung akut ist, hilft ein kleiner Kältereiz, um das Nervensystem sofort »neuzustarten«. Halten Sie kurz Ihre Hände unter kaltes Wasser oder spritzen Sie sich kaltes Wasser ins Gesicht.

 

Hochsensibilität ist keine Schwäche, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, das eine spezielle Betriebs- und Pflegeanleitung benötigt. Der scheinbar höhere Stress ist lediglich das Signal Ihres Körpers, dass die Grenze der tiefengreifenden Verarbeitung erreicht ist. Indem Sie Ihre Bedürfnisse nach Ruhe und Reizreduktion ernst nehmen und aktiv in Ihren Alltag integrieren, können Sie die Last der Überreizung mindern und Ihre wertvollen HSP-Eigenschaften – etwa Empathie, Wahrnehmungstiefe und Kreativität – voll entfalten.


Was Sie in meinem Atelier finden, sehen und lesen, ist von einer introvertierten HSP geschaffen, für alle, die Tiefsinnigkeit, Selbstreflexion, persönliches Wachsen, literarische und philosophische Inspiration mögen. Denn all dies bereichert mich selbst jeden Tag und hilft mir, in der schnellen, lauten Welt Ruhe und Besinnung zu finden. In meinen Kreationen setze ich sehr bewusst auf minimalistisches Design, mit klarer Layout- und Bildsprache. Die Journale und interaktiven Bücher sollen als »ruhiges Wohnzimmer« für reflektierende Tiefe und Entschleunigung dienen.


Sonnige Grüße

Tanja alias Wortfeger


Tipp: Falls Sie sich von diesem Blogartikel angesprochen fühlen und nicht sicher sind, ob Sie hochsensibel sind, können Sie das auf der Seite www.zartbesaitet.ch leicht testen. Hier geht es direkt zum HSP-Test.

Das Buch »Zart besaitet« von Georg Parlow empfehle ich ebenfalls sehr.


Tipp 2: Um aus der Überreizung zurück in die Stille zu finden, ist ruhige Kreativität unschlagbar. Sanfte Reflexion, Schreibimpulse oder achtsames Sketchnoting sind Pausen im hektischen Alltag, die sofort helfen, die Energiebatterien aufzuladen.

Meine interaktiven E-Books und Journale finden Sie hier:




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