Der neue Shop von Tanja ist da und das ist (fast) die ganze Story.
Nein, so richtig stillsitzen konnte ich noch nie.
Zuerst baute ich eine neue Terrasse (siehe Blogpost "Schiefer") und danach publizierte ich die Buchreihe Sketch mich! Wenn du kannst. und weitere Mitmachbachbücher mit Reflexionsfragen.
Und zwischendurch schenkte mir Jim seinen Denkerstuhl.
Stopp. Das ist die Geschichte. Also:
Mein erstes Mal
An der Basura (Müllstelle) vor meiner Siedlung entdeckte ich eines Tages auf dem Abendspaziergang ein altes, herrlich geschwungenes Nachttischchen mit einer Schublade und einem Türchen. Ein Füsschen war gebrochen, düster schwarz gestrichen und mit einigen Kratzern und Furchen stand es verloren da. Ich verliebte mich. Also habe ich es mit meiner Schubkarre nach Hause gerollt. Bilder begleiteten mich, wie in meiner alten Heimat Siebnen eine Frau im Blaumann direkt an der Hauptstrasse vor ihrer Werkstatt Möbel abschliff. Dieser Anblick faszinierte mich stets. "Was für ein cooler Job!", dachte ich öfter.
Nun stand mein erstes Projekt vor mir: Ein schwarzes, vom Alter gezeichnetes Holznachttischchen. Das kaputte Füsschen habe ich quer neu verschraubt. Die Oberfläche angeschliffen, entfettet und mit cremefarbener Kalkfarbe gestrichen, zwei neue Griffknöpfe montiert. Hübsch und nostalgisch steht das Möbel nun in meinem Gäste-WC.
Diverse Renovationen in meinem Zuhause (spachteln, verputzen, malen), Bücherregale und der Neubezug meiner Esszimmerstühle folgten. In den Kleinanzeigen fand ich zwei weitere Holz-Nachttische mit charmanten Kurven und ziemlich heftigen Blessuren. Ich adoptierte sie.
Der Denkerstuhl
Und dann, eines morgens, schenkte mir Jim (93) seinen Denkerstuhl. Zugegeben, derart rostig und verfleckt sprang mich die Sympathie nicht blitzartig an. Die Qualität seiner Bauweise erkannte ich jedoch mit wenigen prüfenden Griffen. Der Stuhl stand die letzten Jahre in Jims Werkstatt. Mittlerweile sah mein schottischer Nachbar kaum noch was und vermochte nicht mehr zu werken. Die Freude, als ich den Stuhl entgegennahm, leuchtete in Jims faltigen, eingefallenen Gesicht. Also rollte ich den Stuhl nach Hause.
Ich schraubte ihn auseinander, reinigte und entrostete ihn gründlich, knubbelte das Polster mit seinen hundert Klammern weg und machte mich auf die Suche. Wo finde ich wohl auf der Insel neuen Schaumstoff für das Polster? Der Chinese hat's! Wie er fast alles hat. Nach einigen Stunden Arbeit - verteilt auf mehrere Tage - stand er da. Mein neuer, alter Stuhl. Und ich war fast ein bisschen schockverliebt. Er verdient einen besonderen Platz - insbesondere auch deswegen, weil sich Jim am 19. August 2023 aus dieser Welt verabschiedete.
Pippi Langstrumpf
Klar war: Eine neue Leidenschaft war gefunden. Das Werken bleibt fester Bestandteil meines Alltages. denn Ideen fliessen mehr als genug. Und da mir öfter vorgeworfen wurde, ich sei wie Pippi Langstrumpf und tanze auf zig Hochzeiten ... jawohl, jetzt erst recht. Im Shop meines Ateliers soll alles Platz finden, was kreativ durch meinen Kopf und Hände strömen will: Buchprojekte und WortDesign. Upcycling und Kunsthandwerk mache ich nur für mich. Und ja, Jims Stuhl bleibt unverkäuflich.
Los geht's.
Sonnige Grüsse
Tanja
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